Kamikaze “Mali”

      

Ich bin Mali.

Ursprünglich komme ich aus Ungarn. In Ungarn hatte ich ein Zuhause . Leider schlug mich mein altes Herrchen. Irgendwann brach er mir meine Wirbelsäule und zwei Bandscheibenvorfälle hatte ich auch noch.

Ich landete in einer Tötungsstation wo mich Katalin Kerner vom Konrad Lorenz Tierschutzverein entdeckte, rausholte und mich operieren ließ. Ich wurde zur Vermittlung ins Internet gestellt und dort entdeckte mich mein jetziges Frauchen.

So kam ich nach Deutschland.

Gleich am nächsten Tag nach meiner Ankunft begann für mich schon die Physiotherapie. Leider zeigte ich nach drei Wochen noch keinerlei Verbesserung. Mein Frauchen erfuhr von einer Studie an der tierärztlichen Hochschule Hannover und sendete meine Unterlagen ein. Ich wurde angenommen, dort entdeckten die Ärzte meinen zweiten Bandscheibenvorfall und operieren mich.

Immer mal wieder war ich stationär im Krankenhaus, aber leider werden meine hinteren Beine nie wieder alleine laufen. Ich bekam einen neuen Rolli und mit dem rannte ich vom ersten Moment an durch die Gegend. Mein Frauchen sagt, ich bin eine Kamikaze -Fahrerin.

Hier lebe ich nun mit vier weiteren Dackelchen. Der Bence, er zog drei Monate vor mir ein und auch er kommt aus Ungarn und war auch mal ein Rolli -Hund (er kann aber wieder alleine laufen), ist meine große Liebe.

Frauchen sagt, ich bin ein Sonnenschein und habe einen tollen Charakter.

Letztes Jahr starb unsere Hundeomi Anny. Die ganze Nacht lag ich neben ihr und habe Wache gehalten. Vor vier Wochen verunfallte mein Freund Caesar und auch neben ihn habe ich die ganze Nacht gewacht. Wir alle durften uns die Zeit nehmen um uns von unseren Freunden verabschieden zu dürfen.

Ich liebe übrigens Wasser. Ich schwimme mit und ohne Rolli. Dass ich das kann wusste Frauchen erst nicht. Oft ist sie mit Klamotten in irgendein Gewässer hinter mir her gesprungen weil sie dachte ich würde untergehen. Nun weiß sie dass ich schwimmen kann.

Mein Rolli musste letztens komplett überholt werden, denn meine Räder eierten und da ich gerne ins Wasser gehe und es liebe den Sand aufzuwirbeln saß das Kugellager meiner Räder fest. Nun ist aber alles wieder Heile. Mich hält nichts auf! Wenn mir mal ein Hindernis im Wege liegt hilft mein Frauchen mir und ich kann meinen Weg fortführen. Ich vergesse immer, dass ich ja behindert bin!

Frauchen sieht mich gedanklich oft mit gebrochenen Knochen im Krankenhaus liegen, aber bislang ging alles gut. Hier in Deutschland führe ich ein tolles Leben. Ich habe nicht nur meine vier Mitbewohner als Freunde, sondern auch viele andere Vierbeiner und Zweibeiner.

Andere Hunde mit Rolli finde ich selbst etwas merkwürdig. Frauchen muss dann immer lachen. Jeden Tag muss ich ja meine Übungen absolvieren. Meine Beine müssen durchbewegt werden, hinstellen muss ich mich -aber dazu habe ich nicht wirklich Lust. Aber die Massage, die liebe ich.

Urin kann ich nicht selbst absetzen, dass muss mein Frauchen mir übernehmen. Aber das bekommen wir gut hin. Leider habe ich oft mal Keime in meiner Blase. Da ich meine Blase ja nicht selbstständig entleeren kann verbleibt bei mir immer Resturin in der Blase und da fühlen sich die doofen Keime halt sehr wohl. Aber auch davon lasse ich mich nicht unterkriegen. Mein Frauchen unternimmt immer ganz viel mit uns. Ich selber habe an den Paralympixx in Soltau teilgenommen und auch bei Dackelrennen habe ich schon teilgenommen. Oft fahren wir an die Nordsee oder zu Dackeltreffen. Manche Menschen warten dann extra nur auf mich.

Ich lebe hier ein ganz normales Dackelleben und ich genieße alles in vollen Zügen. Heute wurde ich ausgeschimpft. Ich habe schon wieder ein Hundekissen zerlegt -jaaa, da habe ich echt ne Macke. In den zwei Jahren, wo ich nun bei meinem neuen Frauchen lebe, hatten wir schon viele Hundebetten!

Ich hoffe, dass auch andere Hunde mit einer Behinderung gesehen werden und ein tolles Zuhause bekommen werden. So kompliziert ist das mit uns Handicap -Hunden gar nicht.

Es grüßt die Mali…