Musch-Musch

Hallo,

ich bin die Musch Musch und möchte euch auch gerne etwas aus meinem bewegten Leben erzählen.

Es muss so ca. 1998 gewesen sein, ich war auf der Suche nach einem schönen Zuhause und stromerte in Klein Bünstorf umher. Auf einem Bauernhof wurde ich fündig, denn dort wohnte Nicole, die sich bereits um viele Katzen kümmerte. Sie ließ alle Katzen kastrieren und sie bekamen auch sehr leckeres Futter.

Natürlich hat sie auch mich gleich adoptiert. Ich war ja auch ein ganz besonderer Sonnenschein, da ich wie eine Taube gurren konnte und immer gute Laune hatte.

Dann kam der Tag, an dem ich einen schweren Unfall hatte. Das Datum werde ich nie vergessen, es war der 5. März 1999. Ich bin meinem eigenen Herrchen unter das Auto gelaufen, weil ich mich erschrocken habe. Er konnte nichts dafür, er ist ganz langsam gefahren. Ich glaube, so etwas nennt man wohl einfach Schicksal.

Durch den starken Aufprall war mein Kopf sehr stark angeschwollen und ich konnte nichts mehr sehen. Auch mein Kiefer war gebrochen und wurde mit Draht geschient.

Meine Familie hat mich jeden Tag besucht und Stunden damit verbracht, mit mir zu schmusen und mich zu beschäftigen.

Ostern durfte ich dann wieder nach Hause.

Da  ich noch nicht alleine fressen konnte, wurden mir einzelne Stücke in den Mund gesteckt und ich schluckte sie dann runter. Man, hatte ich einen Kohldampf. Am Tag habe ich eine Dose Futter weggehauen.

Leider war der Kiefer nicht so richtig gut zusammengewachsen und ich musste weiterhin gefüttert werden. Später wurde das Futter sogar püriert und mir mit einer Spritze gegeben. Das war mir egal, Hauptsache ich bekam etwas zu fressen. Ich glaube, meine Lieblingsbeschäftigung war tatsächlich fressen, fressen, fressen. Wenn Herrchen und Frauchen von der Arbeit kamen wurde sofort rumgemeckert, als wenn ich den ganzen Tag noch nichts bekommen hätte.

Ein Auge musste mir auch noch entfernt werden, da es durch den Unfall zu stark beschädigt war.

Ich war zwar blind, aber ich konnte verdammt gut hören und auch immer noch schnell durch die Gegend flitzen.

Einmal habe ich mein Frauchen sehr erschreckt. Da habe ich mich sozusagen versteckt. Hinter unserem Grundstück war eine Wiese mit ganz tollen Holzpfosten. Da konnte ich so herrlich dran rumkratzen und irgendwie gingen die Pferde mit mir durch und bin dort raufgekrabbelt.

Frauchen war kurz vorher nur schnell ins Haus gelaufen um etwas zu holen. Und als sie zurückkam, war ich nicht mehr auf dem Rasen zu sehen. Sie suchte wie verrückt, bis sie mich oben auf dem Pfosten entdeckte. Natürlich hat sie mich dann ausgiebig gelobt.

Sonntags sind wir meistens zu Nicoles Mama gefahren. Das war auch sehr interessant. Dort gab es zwei Hunde und vier Katzen.

Und einmal gab es dort Maikäfer. Den ganzen Abend bin ich wie ein junges Reh hinter die Käfer hergehüpft, das hat soviel Spaß gemacht.

Zuhause hatte ich auch nie Langeweile. Es waren ja genug Katzen zum toben da und ich wurde ja mit den Jahren älter und habe viel geschlafen.

2008 hatte sich bei mir leider eine Gaumenspalte gebildet. Jedes Mal wenn ich gefüttert wurde, gelang das Futter in die Nase. Das war sehr unangenehm.

Am 20. Mai fuhren wir dann in eine Tierklinik und ich wurde untersucht. Durch meinen Unfall konnte ich ja leider meine Schnauze nicht so weit öffnen und deshalb konnte ich auch nicht operiert werden. Man hätte sonst die Gaumenspalte einfach zugenäht.

Frauchen und Herrchen mussten die schwerste Entscheidung in ihrem Leben treffen und haben ganz doll geweint. Obwohl ich in Narkose gelegt wurde, habe ich das alles mitbekommen.

Um 12:30 Uhr bin ich dann über die Regenbogenbrücke gegangen.

Hey, ich kann jetzt wieder alleine fressen und auch wieder sehen. Und viele meiner Freunde sind auch hier. Es ist wirklich toll hier. Natürlich fehlen mir Frauchen und Herrchen, aber irgendwann sehen auch wir uns wieder.

Bis dahin wünsche ich Euch allen eine schöne Zeit.

Viele liebe Grüße

Eure Musch Musch

 

P.S. Meine Familie hat sich neun Jahre um mich gekümmert und ich bin ihnen immer noch sehr dankbar dafür. Ich war/bin für sie fast wie ein Kind gewesen. Sie haben nach meinem Tod eine Woche nur geweint und auch heute kullern noch die Tränen, wenn sie an mich denken.

Aber sie lachen auch viel, wenn sie an mich denken und sagen dann, dass es toll war, so eine besondere Katze zu haben. Natürlich waren sie sehr knapp bei Kasse, denn durch den Unfall kamen sehr viele Kosten auf sie zu, aber sie sagen immer, Geld allein macht nicht glücklich.

Ich habe noch einen kleinen Wunsch. Und zwar wünsche ich mir, dass die Menschen nicht gleich jedes verletzte Tier aus Bequemlichkeit oder finanziellen Gründen einschläfern. Solange ein Tier nicht leidet, hat es doch auch ein Recht auf ein schönes Leben, oder?